The hidden Cityscape of Vulci. Archäologische Untersuchungen zur Urbanistik einer etruskisch-römischen Stadt


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 3: Urbane Verdichtung

Mit der Frage wie Stadtgeschichte in der longue durée jenseits von simplifizierenden Binären wie Krise und Blüte modelliert werden kann, beschäftigt sich das Forschungsprojekt „Krise. Resilienz. Normalität. Stadträume im antiken Vulci“ unter Leitung von Paul Pasieka (JGU Mainz) und Mariachiara Franceschini (Albert Ludwigs-Universität Freiburg), dessen von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierte Pilotkampagne „Cityscape und Stadtentwicklung des antiken Vulci“ 2020/2021 durchgeführt wurde. Zentral ist dabei die Frage nach der Aufteilung und dem dialektischen Verhältnis der verschiedenen funktionalen politischen, religiösen, wirtschaftlichen und residentiellen Räume sowie der Besiedlungsstrategien und urbanistischen Strukturen des Gebiets im nördlichen Bereich der antiken Stadt. Das städtische Gemeinwesen sah sich im Laufe der Zeit verschiedenen sozio-ökonomischen Herausforderungen ausgesetzt, die – so bislang gängige und hier zu überprüfende Thesen – primär durch externe Konflikte und sich verändernde politische Strukturen in Zentralitalien und entlang der tyrrhenischen Küste ausgelöst wurden und sich unmittelbar auf den gebauten städtischen Raum ausgewirkt haben sollen. Besonders die Niederlage eines etruskischen Bündnisses in der Seeschlacht vor Cumae 474 v. Chr. und die endgültige Niederlage gegen Rom 280 v. Chr. und der damit einhergehende Verlust der politischen Souveränität werden als historische Zäsuren angeführt. Aus dem Befund der Nekropolen (die berühmte Tomba François ist ein beredtes Beispiel) kann geschlossen werden, dass als Ressourcen zur Bewältigung dieser Herausforderung Vergangenheitskonstruktionen einerseits und eine zunehmend nach innen gerichtete Heiratspolitik und damit demographische Abschottung der lokalen Eliten andererseits eingesetzt wurden. Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, ob sich in den urbanistischen Strukturen vergleichbare oder ähnliche Vorgänge nachzeichnen lassen und wie sich das Verhältnis zwischen architektonischer Gestaltung und historischen Ereignissen entwickelt.

Stellung innerhalb der Area: Das stark auf urbanistische Strukturen abzielende Projekt hat seine natürlichen Partner bei den Teilprojekten, die sich größeren Siedlungen auf archäologischer Grundlage widmen. Dazu gehören u.a. die Arbeiten von Tobias Helms (Tell Cuerha) und Alexander Pruß (Soziale Balance). Der Krisenbegriff, der hier auf das gesamte städtische Gemeinwesen angewendet wird, erfährt dagegen eine Ergänzung durch das stärker auf Individuen abzielende Teilprojekt von Christine Walde (Lebenshilfe).