Indikatoren einer Krise – Untersuchungen zu Stabilität und Einfluss der Kupferversorgung in der älteren Urnenfelderzeit


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 2: Kreierte Welt

Die Kupferproduktion unterliegt im Laufe der Bronzezeit mehreren Phasen des Wandels. Ein Wechsel der Nutzung von Fahlerz und Kupferkies ist durch Materialanalysen bronzener Fertigprodukte sicher belegt. Nach der umfassenden Ausbeutung des Kupferkieses, sahen sich die bronzezeitlichen Gemeinschaften in der Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. einer abrupten Rohstoffknappheit gegenüber. Dies erzwang in ökonomischer und sozialer Hinsicht eine Reaktion, welche in der Nutzung von Rohmaterialsubstraten sichtbar wird. Welche Herausforderungen deren Implementierung und technische Umorientierung von Produktionsprozessen für einzelne Regionen und ihre sozialen und ökonomischen Netzwerke mit sich brachte, ist bisher jedoch nicht systematisch untersucht. Im Projekt werden die archäologisch fassbaren Indikatoren dieser temporären Rohstoffkrise auf überregionaler Ebene herausarbeitet und charakterisiert. In ausgewählten Regionen sollen die gemeinschaftlichen Strategien zur Bewältigung sowohl eines kurzfristigen Versorgungsengpasses als auch der Einführung eines Ersatzwerkstoffes herausgearbeitet und verglichen werden. Ziel ist es, für jede Region einen „Bewältigungs-Koeffizienten“ und eine „Coping-Sequenz“ durch eine mathematische Modellierung zu erstellen, welche bedeutende Aspekte der Bewältigungsstrategien nicht nur quantitativ abbilden, sondern auch vergleichbar machen werden. Zu diesem Zweck werden Aspekte gemeinschaftlichen Denkens und Handelns, wie die Siedlungsstrukturen, Bestattungssitten, Deponierungstätigkeiten aber auch die ökonomische Ausrichtung der Gemeinschaften sowie ihre regionale und weiträumige Vernetzung untersucht. Das noch sehr junge Projekt begreift menschliche Bewältigungsstrategien nicht als ausschließlich durch Zäsuren gekennzeichnet, die eine Abkehr von etablierten Handlungsweisen erfordern. Vielmehr wird untersucht, wie auch langsame und graduelle Transformationen im menschlichen Handeln identifiziert, abgebildet und korreliert werden können.

Stellung innerhalb der Area: Den Blick auf Rohstoffengpässe hat die vorliegende Untersuchung mit den Arbeiten von Sabine Gaudzinski-Windheuser, Olaf Jöris, Livija Ivanovaité (Human Dispersals) und Detlef Gronenborn (Social Cohesion) gemein. Die Untersuchung von Bronze verbindet das Projekt daneben technologisch mit demjenigen von Christopher Pare (Technologische Innovationen).